Stell dir vor, du lernst jemanden kennen, der genauso tickt wie du. Die gleichen Interessen, die gleichen Lieblingsbücher, der gleiche Lebensmittelpunkt. So geht es Sophie, als sie in der Fußgängerzone einen Mann kennenlernt. Nur dass sich daraus keine Liebesgeschichte entwickelt, sondern eine Glaubensbeziehung.
Und diese Beziehung beginnt wie jede Liebelei: Sophie fühlt sich verstanden und geborgen. Sie investiert all ihre freie Zeit in die neue Verbindung. Sie fühlt sich gut aufgehoben bei ihrer neuen Bekanntschaft: Shincheonji. So nennt sich eine koreanische Glaubensgemeinschaft, die in den 80er-Jahren von Lee Man-hee gegründet wurde. Er verspricht seinen Anhängern eine neue, tiefere Bindung zu Gott.
Der Preis dafür ist hoch. Tägliche Bibelstunden, Missionieren, Belehrungen, Gottesdienste und immer wieder Tests, die die Treue unter Beweis stellen sollen. Der Shincheonji-Kult verlangt von seinen Mitgliedern Zeit, Geld und grenzenlose Hingabe, so viel, dass Sophie es mental bald nicht mehr aushält.
Mich erinnern die Methoden von Shincheonji ein wenig an die Loverboy-Masche. Erst werden die Ausgewählten mit Zuspruch und Anerkennung überflutet, bis sich die Situation dreht: plötzlich ist nichts mehr gut genug. Der Druck wird immer stärker.
Die dritte Staffel des Seelenfänger-Podcasts von BR 2 fängt diese Dynamik gut ein. Sie erzählt von der Gemeinschaft, dem System hinter Shincheonji und der großen Intransparenz, die den Kult umgibt. Die Erzählweise ist dabei ruhig und beobachtend. Es geht weniger darum, die Glaubensgemeinschaft bloßzustellen, sondern den Strudel zu beschreiben, in die die Betroffene geraten.
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