Bereits seit drei Jahren frage ich mich gegen Ende eines Jahres: wohin entwickelt sich die Podcast-Szene? Für mich ist es der spannendste Text des Jahres, da ich mich ganz tief in die Branche eingraben darf und gleichzeitig einen Schritt zurückgehen muss, um das große Ganze zu sehen. Alle zehn Trends für das Jahr 2025 lest ihr auf Soundbett, meine drei Favoriten schon hier:
1. Nischen-Podcasts gewinnen an Bedeutung
Der lange verbreitete Irrglaube, Podcasts müssten ein großes Publikum erreichen, um erfolgreich zu sein, ist widerlegt. Dies zeigen Shows wie „Elon Inc“ von Bloomberg oder „Haken Dran“ mit Gavin Karlmeier. Beide Shows bedienen gezielt ein spezifisches Themenfeld und erreichen damit eine engagierte Zuhörerschaft. „Haken Dran“ startete als Indie-Projekt und wurde in diesem Jahr von der c't übernommen.
Der „Podcast Pulse“-Report von Acast unterstreicht die wachsende Bedeutung von Nischen-Podcasts: vier von fünf Podcast-Hörerinnen und Hörern konsumieren Shows mit eng gefasstem Themenbereich. 60 Prozent schätzen den stärkeren Mehrwert und die tieferen Einblicke dieser Formate im Vergleich zu Mainstream-Podcasts. Ebenso viele finden sie interessanter, und 59 Prozent entwickeln eine stärkere Bindung zu diesen Shows.
Nischen-Podcasts punkten auch bei der Werbewirkung: 63 Prozent der Hörerinnen und Hörer überspringen die Werbung seltener, und 50 Prozent vertrauen den Empfehlungen der Hosts eher.
2. KI wird fester Teil des Produktionsprozesses
Künstliche Intelligenz revolutioniert die Podcast-Produktion durch enorme Zeitersparnis. Von der Recherche über die Skripterstellung bis hin zu Übersetzungen, Transkriptionen und Post-Produktion – KI unterstützt den gesamten Workflow. Selbst bei der Distribution helfen Tools wie Castmagic, die die Verwertung von Audio-Inhalten für andere Plattformen vereinfachen.
Ob bewusst oder unbewusst – irgendein KI-Tool nutzt mittlerweile praktisch jede Podcasterin und jeder Podcaster.
Die Automatisierung der Podcast-Produktion wird 2025 noch wichtiger werden. Dabei spielen strukturierte Daten eine Schlüsselrolle, denn nur damit lässt sich echte Automatisierung erreichen. Für mich gehört das zu den spannendsten Entwicklungen im Jahr 2025, weshalb ich mir vorgenommen habe, mich in dieses Thema einzuarbeiten.
3. Podcasts brauchen eine YouTube-Strategie
YouTube hat das Potenzial von Podcasts und Podcast-Fans erst spät erkannt. Nun investiert die Video-Plattform umso stärker in Audio und erleichtert Nutzenden die Podcast-Discovery. Seit Januar 2024 können Podcasterinnen und Podcaster ihre Shows per RSS auch bei YouTube veröffentlichen.
Studien und Umfragen zeigen seit Jahren: Menschen nutzen YouTube gerne als Abspielplattform für Podcasts. Die Plattform läuft häufig nebenbei – sei es als Secondscreen beim Gaming oder bei anderen Aktivitäten. Diese Art der Audionutzung ist eine langjährige Stärke von YouTube.
Für Podcasterinnen und Podcaster bietet YouTube durch die bessere Auffindbarkeit von Inhalten mehr Potenzial als Spotify. In den USA ist YouTube bereits die beliebteste Abspielplattform für Podcasts, in Deutschland liegt die Plattform auf Platz zwei hinter Spotify.
Nicht jeder Podcast muss zwingend Video produzieren. Dennoch sollte sich jedes Format über Bewegtbild Gedanken machen. Dabei könnte – natürlich – künstliche Intelligenz unterstützen.
Empfehlungen der vergangenen Ausgaben
Über mich
Ich bin Jana, Podcast-Expertin aus Hamburg. Seit 2022 beschäftige ich mich auf soundbett.de mit der Audio-Szene: Ich spreche Empfehlungen aus, schreibe über Neuigkeiten und erkläre in Guides, wie Podcasts funktionieren.
Wenn ich nicht gerade einen Podcast höre, dann habe ich meistens Taylor Swift auf den Ohren oder ein Buch in der Hand.