Heute empfehle ich eine Show, die fest verankert in meiner Weekly Rotation ist: „Hard Fork“ von der New York Times. In dem Tech-Podcast sprechen NYT-Journalist Kevin Roose und Platformer-Gründer Casey Newton über die spannendsten und skurrilsten Themen der Woche. Das lohnt sich nicht nur, wenn man sich für Technologie interessiert.
3 Gründe, warum du „Hard Fork“ hören solltest
„Hard Fork“ ist kein klassischer News-Podcast. Stattdessen kommentieren Roose und Newton das Geschehen der Woche aus ihrer Perspektive als Journalisten. Ich glaube, genau hier liegt der Sweet Spot: Wer sich für ein Thema interessiert, bekommt die wichtigsten Nachrichten sowieso irgendwo mit. Und wer Meinung braucht, muss nur TikTok oder Instagram öffnen. Überlegte Analysen, die auch Zweifel und Hadern zulassen, findet man hingegen deutlich seltener – vor allem in der Nische.
Ein Merkmal eines guten Textes ist Tempo. Auf mehrere lange Sätze folgt auch mal ein kurzer. Für die Dynamik. Das Gleiche gilt für Podcasts, denn das Ohr braucht Abwechslung. „Hard Fork“ hat schnelle Kategorien mit Witz („Hat GPT“), aber auch Interview-Segmente, in denen sich die Hosts nicht mit einfachen Antworten zufriedengeben. Das ist sicher ein Grund, warum ich mich jede Woche auf die neue Folge freue. Der Podcast unterhält mich: Oft muss ich schmunzeln, und mindestens genauso oft pausiere ich die Folge, um über einen Satz nachzudenken.
Wer Podcasts je geliebt hat, muss „Hard Fork“ wegen des Sounddesigns hören. Ich bin das Gegenteil von einem Audio-Snob und höre keinen Unterschied zwischen 30- und 300-Euro-Kopfhörern – aber dass dieser Podcast gut produziert ist, merke sogar ich. Bei vielen Storytelling-Formaten finde ich Sounddesign eher nervig, weil es das Gesagte überbetont. „Hard Fork“ zeigt für mich, wie Produktion einen Podcast wirklich aufwerten kann.
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74 Prozent hören Podcasts über YouTube
Es ist ironisch: Google hat Podcasts jahrelang vernachlässigt. Spotify hingegen investiert seit 2019 Millionen ins Ökosystem. Doch die Video-Strategie des schwedischen Streamers entpuppt sich als Eigentor: YouTube ist mittlerweile die beliebteste Plattform für Video-Podcasts.
Laut der diesjährigen Podcast-Studie von Podstars schauen 74 Prozent der Befragten Video-Podcasts über YouTube. Auch die Sichtbarkeit von Podcast-Inhalten ist bei der Alphabet-Tochter am höchsten. 55 Prozent geben an, sie dort wahrzunehmen.
Schon im Oktober vergangenen Jahres berichtete Edison Research, dass YouTube in Amerika zur beliebtesten Abspielplattform für Podcasts geworden ist.
Ich kann mir vorstellen, dass das unter anderem an gelernten Nutzungsverhalten liegt. Die Spotify-App wird seit Jahren im Hintergrund genutzt, um Musik oder Podcast zu hören. Es ist keine App, in der man stöbert, sondern die man gezielt ansteuert. YouTube hingegen benutzt man aktiver, der Empfehlungs-Algorithmus funktioniert besser und Nutzende finden sich in der App besser zurecht. Bei Spotify hab ich zudem oft das Gefühl, dass sie mir irgendwas aufdrängen wollen.
CampfireFM will ein Problem lösen, das es gar nicht gibt
Mit Brimborium ist auf der OMR die App CampfireFM gestartet. Die Plattform will das Hören von Podcasts sozialer machen, indem sie Fans erleichtern, mit ihren Lieblings-Podcasts zu interagieren. So gibt es für jede Folge eine Art Timeline mit Zeitstempeln, wo Podcasterinnen und Podcasts Hintergrund-Informationen oder Bilder hinzufügen können. Hörerinnen und Hörer können kommentieren und mitdiskutieren.
Das braucht kein Mensch. Podcasts, die mit ihren Fans kommunizieren wollen, haben längst Wege gefunden, um das zu tun. Der „Doppelgänger TechTalk“ und „Haken Dran“ diskutieren auf Discord, „ZEIT Verbrechen“ teilt Hintergründe in einem eigenen Newsletter, „Lage der Nation“ hat ein eigenes Forum, „Mord auf Ex“ versorgt Fans in einem Instagram-Channel mit Updates. Es gibt Steady und Patreon. Communitys entstehen nicht durch Tools, sondern durch Kultur.
Viel interessanter: Die App ist ein reiner Boys-Club. Die Gründer, die Investoren, die ersten Partner-Podcasts: alles Männer. Mir fehlt jegliches Verständnis dafür, wie sowas 2025 noch passiert, ohne dass ein Mann im Raum fragt: läuft hier nicht was falsch?
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Über mich
Ich bin Jana, Podcast-Expertin aus Hamburg. Seit 2022 beschäftige ich mich auf soundbett.de mit der Audio-Szene: Ich spreche Empfehlungen aus, schreibe über Neuigkeiten und erkläre in Guides, wie Podcasts funktionieren.
Wenn ich nicht gerade einen Podcast höre, dann habe ich meistens Taylor Swift auf den Ohren oder ein Buch in der Hand.